Übermacht im Netz

Übermacht im Netz

Ziemlich genau 10 Jahre nach meiner Rezension eines wichtigen Buches zum Themenkomplex "Privatsphäre im digitalen Raum" ist nun vor kurzem wieder ein zu beachtendes Buch erschienen. Es handelt sich um "Übermacht im Netz. Warum wir für ein gerechtes Internet kämpfen müssen" von Ingrid Brodnig.

Das unlängst erschienene Buch beschäftigt sich mit den Facetten (der Genese, den Symptomen und den Folgen) der Transformation des Cyberspace von einem rechtsfreien Raum des freien Zugriffs für alle auf zu verteilten Informationsbeständen hin zu einem umkämpften Raum, in dem wenige börsennotierte Unternehmen mit intransparenten Praktiken aus Information Kapital schlagen. Diese sind dabei offensichtlich in ihrem Datenhunger kaum zu bremsen und es liegt an den Nationalstaaten, im Rahmen supranationaler Vereinbarungen - etwa auf EU-Ebene - als Korrektive zu wirken.
Es geht hier nicht zuletzt um die Entwicklung nicht-kommerzieller Plattformen, die einen egalitären und objektiv(ierbar)en Zugang zu Information wiederherstellen sollen, sondern auch um die Einführung einer aliquoten Besteuerung des Unternehmensumsatzes eines "Internet-Riesen" im Land der Dienstleistungserbringung (also etwa dort, wo der Fernabsatz generiert wird), etwa mittels des Konzepts der sogenannten "Digitalen Betriebsstätte".)

Die diversen "intelligenten" vernetzten Endgeräte (wie etwa Alexa) oder Softwareprogramme (zum Zwecke von Mustererkennung auf Basis neuronaler Netze, personalisierter Suche oder Gesundheitsmonitoring) sollen hinterfragt werden, was ihren im Hintergrund stattfindenden Datenaustausch mit externen Datenbanken der Software-Anbieter und ggf. auch darüber hinaus betrifft. Non-Governmental-Organisationen wie etwa epicenter.works kommt auch im Hinblick auf staatliche Überwachungsaktivitäten der Bürger im öffentlichen physischen Raum wie auch im Internet immer größere Bedeutung zu. Vorratsdatenspeicherung, social credit-Systeme oder etwa der Einsatz von Gesichtserkennung in Verbindung mit Zuordnung von Individuen zu Risikopersonengruppen (potentielle Gefährder der öffentlichen Sicherheit ohne Verdacht) erscheinen durchwegs nicht gerade unproblematisch.