Virtualisierte Kindheit: Existieren statt Leben am Beginn des 21. Jahrhunderts

Virtualisierte Kindheit: Existieren statt Leben am Beginn des 21. Jahrhunderts

Da sein für unsere Kinder als ihre Eltern
Foto: privat

Umfassend. Immersiv. Stets up-to-date. In der heutigen Zeit scheint es sowohl eine Kindheit, ein Erwachsenwerden (Adoleszenz) wie auch ein Über-sich-Hinauswachsen (Reife) und ein Älter-Sein - älter werden wir von selbst - in Würde und Weisheit (Selbstreflexion und Rückschau) immer weniger zu geben. Alles ist immer Jetzt: Zerstreuuend. Oberflächlich. Jugendhaft. (Das erinnert irgendwie an Rainhard Fendrichs Lied "Midlife Crisis".)

Ein Innehalten und ein zukunfts-prospektivisches, überlegtes In-der-Gegenwart-Leben im Sinne von In-den-Moment-Eintauchen können immer mehr verunmöglicht wird. Gerade dies ist aber Voraussetzung dafür, auch vorausschauend multi-eventual aufnehmen, verarbeiten, (be)denken, (ent)scheiden und handeln zu können. Denn sonst bleibt reines (nacktes) Reagieren über. Denn man will sich ja keine Blöße(!) geben. Übrig bleibt auch das damit verknüpfte Kollektiv, die desillusionierte, perspektivenarme Gesellschaft, d.h. eigentlich der schrill-aktionistisch sich treibenlassende synchron - wie die ihm als verkörperte und be-(ent-)geisterten (Selbst-)Kopien räumlich (da)neben stehenden Nachbarn - glotzende "Durchschnittsbürger", der bestensfalls dazukommt, sonntäglich eine halbe Stunde mit seinen "Angehörigen" im Eiscafé zu verbringen. Weil an Samstagen ist er ja bei IKEA. So wie "wir" "alle".