Plastic Planet

Plastic Planet

Er dreht sich noch immer...

Gestern habe ich im Kino im Kesselhaus (Krems) eine Spezial-OmU-Vorführung des österreichischen Dokumentarfilms Plastic Planet (Regie: Werner Boote, 2008) gesehen; die rein faktenorientierte Dokumentation, die Boote sicher z.T. zur eigenen Vergangenheitsbewältigung begonnen hat - sein (Groß-)Vater? war seit den 1950er Jahren in leitender Funktion in der Plastik-Industrie tätig - der Film hätte ernüchternd-drastischer kaum ausfallen können.

Dabei bestürzt insbesondere, mit welcher Hartnäckigkeit von der Industrie zusätzliche Inhaltsstoffe (meist Weichmacher), wie Phtalate, am weitesten verbreitet hier Bisphenol A zum Einsatz kommen. Nun habe ich den (wissenschaftlichen) Beweis, weshalb ich unlängst bei einer Besprechung zu recht auf das servierte Mineralwasser (aus kleinen Plastikflaschen) geschmacklich angewidert reagierte. Weshalb innerhalb Wiens überhaupt Mineralwasser serviert wird - gibt es doch das ausgezeichnete Hochquellenwasser - ist mir ein Rätsel, jedoch ein anderes Kapitel.

Kurzum: abgesehen von der Tatsache, daß in Wien die europäische Zentrale der Plastik-Industrie angesiedelt ist (Fa. Borealis), arbeitet allein in Europa eine Million (!) Menschen in dieser Branche. Neben Störungen des Hormon-Haushalts, die nachweislich zu Veränderung von Physiologie und verminderter Fortpflanzungsfähigkeit, sowie dem Risiko zu genetischen Schäden führen können, ist Plastik z.T. Asthma-Verursacher oder kann zu Krebs führen.

Erschütternd ist, daß die Verpackungsindustrie, welche die Lebensmittelindustrie beliefert, nicht dazu verpflichtet ist, die Inhalts- bzw. Zusatzstoffe (im Detail) anzugeben. Während des Autofahrens im speziellen an heißen Tagen können sich z.B. Weichmacher aus der Innenverschalung der Karrosserie lösen, und über Haut- und Atemwege aufgenommen werden - Plastikzusätze sind wahrlich allgegenwärtig, auch als Zusatzstoffe in manchen Lebensmittel-Konservierungsmitteln. Ein weiterer Punkt, bei dem deutlich wird: gefährlich ist Plastik aufgrund der in der Herstellung dem Erdöl beigegebenen Zusatzstoffe, die Materialeigenschaften, etwa Verformbarkeit und Reißfestigkeit ermöglichen.

Derzeit werden auch schon Plastik-Ersatzmaterialien (Bio-Plastik) entwickelt, deren Material aus organischen Stärke-Molekülen (Zuckerrohr, Mais) besteht. Am nachhaltigsten erscheint es jedoch m.E. auf (gebrauchte) Werkzeuge, Einrichtungsgegenstände, sonstige HIlfsmittel aus bewährten, nachweislich unschädlichen Materialien wie Holz, Glas, Ton oder geeigneten (emaillierten) Metallen zurückzugreifen.

Das Müllproblem durch Plastik ist gigantisch: In Ozeanen betrug Ende des 20. Jhdts. das Verhältnis von Plastik zu Plankton 6:1, an dem am stärksten belasteten Stellen bis zu 60:1. Plastik braucht bis zu 500 Jahre um zu verrotten, ob es dann noch Leben auf dem Planeten gibt, fragt sich der Regisseur Werner Boote zu recht... Zumindest unseren Kindern und auch nachfolgenden Generationen ist mit einer zumindest großteiligen Abwendung von Plastik(verbund)stoff gedient: Kleidung, Küchengeräte, Spielzeug, Möblage,... Ach ja, ich sitze gerade vor einem Plastik-Teil ... einem Laptop :-(