Die bagatellisierende Entzauberung der Wirklichkeit durch social media

Die bagatellisierende Entzauberung der Wirklichkeit durch social media

Warte, ich muß noch was schauen, schnell mal scrollen und scannen.

Eine borderline-symptomreiche Tages- und Nacht-Gestaltung dieser Wesen namens Mitmenschen. Ubiquitär, synchonisiert, schlaflos, energielos und doch: aufgeputscht und gebannt, gleichgeschaltet. Im Sog des (angeblich) zu Wissenden, des zu Machenden, des zu Unterlassenden, des zu Akzeptierenden gefangen. So wie cookies, bots, Computerviren, RFID-chips, Drohnen über uns wachen und unser virtuelles Abbild indizieren, so verlieren wir immer mehr den Boden unter unseren Füßen und auch den Kontakt mit dem echten Leben.

Wir machen uns selbst obsolet, dann, wenn wir uns unwissend oder willfährig uns einlullen lassen. (Mir kommt der Gedanke an Immanuel Kant.) Von den Machern. Den Internet-Konzernen. Den Medien-Kampagnen. Dem politischen mainstream via Unterlassung von Denkvorgängen, also "bestenfalls" in persönlicher Meinungslosigkeit huldigen - (nach dem Motto "Denken macht Kopfweh") -, oder besser gesagt: den jämmerlichen Rest von "Politik" inhalieren. Als Autoabgase. (Die trotz des wissenschaftlich nachweisbaren Einflusses des Menschen trotzdem nicht rigoros abgestellt werden.) Als Druckerschwärze der Boulevardmedien (nicht mal als Toilettenpapier geeignet), als (oft einseitige, aktionistisch-reduktionistisch-plakative) "Informations"-"Beleuchtung" aus unseren LED-flat screens, die unsere Aufmerksamkeit steuern und die eigentlich personenbezogene, genauer: indivuelle Gehirnprogrammierung externalisieren. Flach ist sie nur allzu oft, unsere Einmischungskurve, unsere Abweichungsbereitschaft vom main screen. "Ja eh, aber ..."

Leben die cyborgs schon unter uns? Mir schwant, wir haben die medial gehypte und kapitalistisch-forcierte Unterwanderung nicht bemerkt. Dabei geht es nicht um Migrationsströme und Binnenströme physischer Lebewesen zwischen Ländern und in 'Landschaften'. Wir lagern uns selbst aus, self-outsourcing. Die Rechnung werden vielleicht nicht mehr wir, dafür aber umso stärker künftige Generationen präsentiert bekommen. Wir bevorzugen es, nicht selbst zu denken, weil es einfacher ist, sich irgendwie durchzulavieren. Anstatt aufstehen, Grenzen zu setzen und sich einzumischen...