Der ra(s)tlose Rest an Mensch

Der ra(s)tlose Rest an Mensch

Ich sehe düstere Zeiten kommen. Eigentlich hoffte ich auf die Einsichtsfähigkeit bzw. v.a. auch die entsprechende Bereitschaft der Menschen. Dazuzulernen. Was machen sie stattdessen? Sie schaffen sich ab. Zusehends.
Ich gebe der Menschheit auf diesem Planeten nur noch gefühlte 30 Jahre.

Es mag zwar sein, daß es dann noch menschenähnliche Wesen gibt, ja; jedoch werden sie wohl nur noch bestenfalls ein Abziehbild, ein digitalisierter Strichcode dessen "sein", was "den Menschen" seinerzeit ausgemacht hat...

Eine Zeit der Globalisierung, der Verallgemeinerung, der einfachen Lösungen. Einfach mögen sie sein. Im Sinne einseitiger, oft nicht einmal Symptombekämpfung.

Während ich diese Zeilen schreibe läuft im Hintergrund das Lied "Just The Way You Are" von Billy Joel. Nein, der Mensch, jene Instanz des (angeblich weisen "weißen") homo sapiens, die meint, sie wäre die Krone der Schöpfung. Hat zwar die Kronen Zeitung hervorgebracht, und 'den Schöpfer' in Form ideologisch getriebener Narrative, und eine Reihe weiterer großer (Ver)führer. Die derzeit an den Hebeln des politischen und wirtschaftlichen Machtgefüges sitzen. Und wer ist schuld? Keiner. (Zumindest kein einzelner.) Aber verantwortlich dafür sind wir letztlich alle.

Doch zurück zum Titel dieses Essays. Wodurch entsteht der typisierte, filetierte, gespaltene Mensch?

Unsere Aufmerksamkeit und unsere Lebenszeit werden permament verschwendet. Durch uns selbst. Uns fällt das allerdings sehr, sehr oft: nicht mehr auf. Und daher auch nicht mehr ein. Unser Leben wird eintönig. Wir sitzen in weißblau-hellerleuchteten, gut durchfunkten Bürowaben, während wir einen Funken, nämlich den der Hoffnung auf ein besseres, erfüllteres Leben schon längst aufgegeben haben. Im prekären Überlebensumfeld. In das wir hineingezogen werden, dadurch, daß es uns anzsozialisiert wird. Durch die Symbolmanipulationen, die mannigfaltigen, denen wir tagein, tagaus ausgesetzt werden. Schon als Klein(st)kinder. Wir leben in einer Ablenkungsgesellschft, in der wir zugleich, durch weiterhin extrem hohe Technikgläubigkeit und Obrigkeiten-Hörigkeit - auch dem Gewöhnungseffekt geschuldet - auf ein ökologisches, moralisisches und daher auch aus gesellschaftlicher Perspektive auf ein klimatisches Desaster hinsteuern. Wie gesagt, sehenden Auges, nur unser Frequenzspektrum ist nicht eingestellt auf das Unsichtbare, unsere blinden Flecken wie auch das evolutionär nicht Erfaßbare. Paradebeispiele: Mikroplastik, hochfrequente Funkwellen, genetische oder gentechnische Veränderungen, Zerstörungen, Verarmungen.

Ja, ich gebe zu, ich habe in den vergangenen Monaten mein smart phone zum Zwecke oftmals nicht gerade not-wendiger Berichterstattung zum Einsatz gebracht. Aber seit ich im Waldviertel meine heimatliche Zelte wieder aufgeschlagen habe, fällt mir schon auf, daß ich (a) deutlich weniger über im Takt funkende devices online bin und (b) aufgrund der Naturnähe, die existentielle Bedeutung hat, in Richtung Überleben und in Richtung geistig-seelischer Bereicherung oftmals gar keine Zeit habe bzw. aufwenden möchte. Für Unnotwendiges eben (sei es nun mit oder auch ohne Bindestrich.) Ja, es geht um Verbindung. Aber um Rück- bzw. Neuverbindung. Um ein Mehr an Fühlen, Spüren, Tun. Oder einfach nur das Sein. Und Wahrnehmen. Damit habe ich dann wohl wieder ein Gegengewicht zu meinem heutigen Albtraum. Ein Gegengewicht zu grünen Nahrungsmitteln (im Traum war's Spinat), die für lebende Metallkugerl an der Außenhaut eines mir vertrauten, mir viel bedeutenden Menschen gesorgt haben. Oder die Rückbildung von Extremitäten (im Traum die Finger der linken Hand), durch das angebliche geistig-seelische Ausgehungert-Sein am angeblich "entrischen", angeblich inspirationslosen "Land". Die dann zur Folge hatte, daß dann eben diese Person "vor der Zeit" zum Greis wurde, der dann nicht mehr Klavier spielen konnte. Und zum bloßen Musik-Hörer mutierte. Dazu gezwungen wurde. Weil er nicht mehr konnte. Aber vielleicht lag's am Artikel über einen ALS-Patienten im gestrigen Standard (der österreichischen Tageszeitung).

Wenn das mit dem grenzenlosen Abnicken so weiter geht, und die Menschheit, zum Beispiel als regional-geographisches Kollektiv weiter "abknickt", dann heißt es im "Lichte" (wohl eher Dunkel) vom 12-Stunden-Tag, der immer kinderloseren Gesllschaft - und damit einhergehend, auch immer perspektivloseren Zukunft - irgendwann wirklich: "Gute Nacht, Österreich". Da ist uns nämlich dann auch mit KI-Strategien oder auch dem tollsten [5..n]G-hybrid devices-Netz nicht mehr gedient, sondern wir haben dann wohl unsere soziale, natürliche, evolutionäre und auch genetisch-kulturelle Grundlage endgültig: zerstört. Der Rest an natürlicher, humaner bzw. humanistisch-gebildeter Intelligenz und Empathie wird dann verschwunden sein. Das wäre eine entwurzelte, kahle Welt. Denn etymologisch besteht Verwandtschaft zwischen "Welt" und "Wald" nicht ohne Grund. Letztgenannter spendet und nämlich die Luft zum Atmen. Ich wäre nicht so verwegen, ernstlich daran zu glauben, wir könnten einst Bäume aus dem 3D-Drucker auf's Feld verfrachten.

Conclusio: Hoffentlich irre ich, und das alles war (und bleibt "ewig") ein böser Traum. Ja, nur eine Dystopie eben. Unsere Kinder wie auch Kindeskinder werden es uns danken. Wenn wir ein deutliches Weniger an Konsum, Ressourcenverschwendung in ein vielfältiges, neues, lebendiges, natürliches Mehr wandeln. Ein Qualitatives. Denn: Es ist niemals zu spät. Und aufgeben tut man nur einen Brief. Hilfe: Es gibt ja bald keine Postämter mehr ...